„Am Anfang ist es immer dunkel“, das sagt die kindliche Kaiserin in der Unendlichen Geschichte als Fantasia untergegangen ist. In ihrer Hand hält sie ein Sandkorn, einen kleinen Kristall. „Das ist alles, was von meinem großen Reich übrig geblieben ist“ führt sie fort. Aus diesem kleinen Sandkorn erwächst dann eine neue Welt.
In jedem Regentropfen, in jedem Hagelkorn ist ein winziges Staubkorn verborgen. Um dieses Staubkorn sammelt sich dann das Wasser bzw. das Eis an, diesen Kern nennt man Kristallisationskern. Das Sandkorn in der unendlichen Geschichte von Michael Ende wird ebenso zum Kristallisationskern für eine neue Welt.
Es gibt ein Modell der menschlichen Psyche in dem es die Vorstellung eines Wesenskerns eines Menschen gibt. Etwas, was den menschen im Wesentlichen ausmacht, was sozusagen stabil bestehen bleibt, auch dann, wenn sich alles andere ändert. Ob es diesen Kern wirklich gibt oder ob wir ihn vielleicht auch durch unsere Vorstellung setzen, das vermag ich nicht gänzlich erkennen.
Die Vorstellung eines innewohnenden Kristalls aber empfinde ich als durchaus zieldienlich. Ich nenne es den Herzkristall, einen Kern um den sich das Wesen und die Welt eines Menschen immer wieder neu entwickeln kann.
Am Anfang ist es immer dunkel – und in dunklen Seelennächten erkennen wir oft garnichts. Der oben genannte Spruch lässt uns kalt und kälter werden, wir empfinden ihn nicht als Trost sondern als unbeteiligten leeren Spruch.
In so einer Nacht braucht die Seele Trost, Stille und Mitgefühl, eine Umarmung und Verständnis, nicht mehr und nicht weniger.
Das bedeutet, dass man nichts andere tun muss als „da“ zu sein, auch für sich selbst.
Oft wollen wir das Leid schnell „wegmachen“, aber eine Wunde heilt nicht davon, dass man sie ignoriert oder ein Pflaster darauf klebt. Heilung braucht Raum und Zeit, nicht mehr und nicht weniger. Liebe drückt sich in Geduld aus und dann darf man erleben wie ein Wunder geschieht – alles was Du dafür brauchst ist Vertrauen…
Your choice, take it, take care…