Søren Kierkegaard soll einmal behauptet haben, dass man das Leben vorwärts lebe, es aber erst rückwärts verstünde. Es kann ein sehr eigenartiges Gefühl sein, wenn eine Last einem mit einem Mal von den Schultern genommen wird. Vielleicht haben Sie einmal einen schweren Einkauf getragen, vielleicht war er so schwer, dass sie sich danach gesehnt haben ihn endlich los zu werden, vielleicht war er aber auch gerade so, dass man es ertragen, sich nach einer Weile daran gewöhnt hatte.
Wenn man diese Last los ist, dann ist man erleichtert und froh und dennoch kann es sich seltsam anfühlen. Mir geht es jedes Frühjahr ein bisschen so, wenn ich die schwere und dicke Winterkleidung gegen die leichte Sommerkleidung tausche.
Ähnlich ist es, wenn ein lang empfundener Schmerz nachlässt, unser Organismus verfügt sogar über ein Schmerzgedächtnis, so, dass es manchmal die Tendenz gibt einen Schmerz weiter zu empfinden, obwohl der Reiz längst vergangen ist.
Je länger so ein Reiz andauert, desto mehr lernen wir mit ihm zu leben, wir gewöhnen uns daran und nehmen es irgendwann garnicht mehr wahr. Erst, wenn es dann fehlt fällt es uns wieder auf, diese Veränderung fühlt sich dann seltsam an.
Vielleicht kennen Sie auch die Metapher vom Stein im Schuh an den man sich gewöhnt hat und der einem fast fehlt, wenn er entfernt wurde.
Das heimische oder gewohnte Schlammloch ist eben immernoch heimisch und vertraut, wir suchen das, was wir kennen, denn bekanntes gibt uns das Gefühl von Sicherheit und Sicherheit ist ein wichtiges Grundbedürfnis von Menschen.
Das kann zu dem seltsamen Effekt führen, dass wir lange am Gewohnten festhalten obwohl wir darunter leiden. „Menschen hassen Veränderungen“ las ich einmal und ja, das ist wohl so.
Dann aber, wenn eine Veränderung stattgefunden hat, eine Verbesserung vielleicht, dann fragen wir uns manchmal, wiso wir uns nicht schon längst auf neue Wege begeben haben.
Manchmal erinnern wir uns nicht einmal an die „alten“ Empfindungen und glauben fast, dass die Welt sich geändert hat.
Was sich verändert ist unsere Sicht auf die Welt. Stephen Porges hat heraus gefunden, das wir im angespannten Zustand wir neutrale Reize als Bedrohnung empfinden. Sind wir entspannt, dann bleiben sie neutral und gelangen vielleicht garnicht in unser Bewusstsein. Das ist ein erheblicher Unterschied, denn die meisten Reize sind neutral! Hinzu kommt, dass ein entspannter Mensch belastbarer, soueräner, toleranter, neugieriger und freundlicher ist, die Welt ist ihm oder ihr ein freundlicher Ort voller Möglichkeiten und Wohlwollen.
Wechseln wir vom „Problemzustand“ in den „Lösungszustand“, dann wechselt unser Gehirn, unser Organismus quasi die Brille – ganz andere Nervenbahnen, andere Hormone, neuronale Botenstoffe, eine andere Körperhaltung, Muskelspannung und sogar ein anderer Stoffwechsel werden aktiviert.
Zwischen diesen Beiden „Zuständen“ gibt es tatsächlich kaum eine Verbindung und das ist eben dann auch die Erklärung, warum wir uns mit einem Mal ganz anders fühlen, anders denken und handeln, aber auch, warum wir uns kaum an den voherigen Zustand erinnern.
Diese „State dependend memories“ – Ich-zustandsgebundenen Erinnerungen verhindern, im „Problemzustand“, dass wir Positives und Leichtes wahrnehmen und erinnern, deswegen finden wir auch jede Menge Beweise für unsere Idee von der Welt. Dies gilt natürlich ebenso für den Lösungszustand.
Die Frage ist also, ob wir in der Sonne -im Licht oder im Schatten -dem Dunkel sein und leben wollen. Die Welt ist immer beides, gleichzeitig, mindestens…
Your choice, take it, take care…