Ein Freund erzählte mir vor ein paar Tagen, dass er zum alljährlichen Martinsmarkt gehen wolle, um dort ein bestimmtes Besteck zu erstehen, welches er am Vortag in der Auslage gesehen hatte. Ich bat ihn daraufhin, mir auch eines mitzunehmen. Leider war es an dem Tag bereits ausverkauft. So weit so gut. Manchmal laufen die Dinge nicht so, wie man sie sich vorgestellt hat und man bekommt nicht das, was man sich ausgemalt hat. Man hat vielleicht jemandem eine Zusage gemacht und kann diese nun aus irgendeinem Grund nicht einhalten.
Als ich nichts weiter hörte, fragte ich nach, ob es mit dem Besteck geklappt hatte. An dieser Stelle wurde dieses kleine Ereignis zum Gedankenanstoß.
Er schrieb mir, dass er das Besteck nicht bekommen, aber es stattdessen für mich im Internet bestellt habe. Diese Geste empfand ich als außerordentlich freundschaftlich und tatsächlich unerwartet. Mir fielen sechs Möglichkeiten für den Verlauf dieses unbedeutend erscheinenden Ereignisses ein:
- Er hätte mir schreiben können, dass er es vergessen hätte und Wichtigeres im Kopf hätte, als an mein dämliches Besteck zu denken. – die agressive Variante.
- Er hätte mir lapidar mitteilen können, dass er es leider vergessen hätte oder nicht mehr daran gedacht habe. Die übliche Reaktion darauf wäre dann, mit „macht nix, hätte ja klappen können“ zu antworten. – die achtloe Variante.
- Er hätte mir sagen können, dass es leider nicht geklappt habe, die Ware ausverkauft gewesen sei. Er hätte mir dann einen Link zum Bestellen des Bestecks schicken können. -die verbindliche Variante.
- Er hätte mir sagen können, dass er dort war, es aber leider bereits ausverkauft war und er mir stattdessen das Besteck im Internet bestellt habe. – die freundschaftliche Variante.
- Er hätte es auch übertreiben können, sich überschwänglich entschuldigen, mir das Besteck schicken und dazu noch Schokolade oder sonstiges hinzufügen können, um meine vermeintliche Enttäuschung auszugleichen. – die übergriffige Variante
- Er hätte mich anlügen können, das Besteck bestellen und es mir zusenden können, ohne zu erzählen, dass es ausverkauft war oder er es vergessen hatte. – die heimliche Variante.
Es gibt immer unzählige Möglichkeiten zu reagieren, etwas zu sagen oder zu verschweigen – vermeintliche Kleinigkeiten, bedeutsame Unterschiede…
Was würden Sie tun? Was würden Sie erwarten, was erhoffen, was befürchten? Was erzählt dies über Sie? Was sagt es über ihre Beziehung(en) aus?…
Your choice, take it, take care!