Wir wissen es, du, Sie, ihr, wir, alle wissen es: Der Augenblick in dem Leben stattfindet ist immer nur JETZT – und? Was schert uns dieses Wissen?
Die ewigen Augenblicke sind leider nur allzuoft die, in denen wir quasi einmal mehr in eine Art Bärenfalle treten, der unmittelbare Schmerz, die Verletztung, das Trauma erzeugen die Illusion von ewiger Gegenwärtigkeit.
Das kommt daher, dass unser Hirn in solchen Momenten in eine Art Notfallmodus schaltet. In diesem Modus gibt es weder Gestern noch Morgen, es gibt nur jetzt und jetzt muss man reagieren um zu überleben, schnell! Entweder kämpfen, weglaufen, sich totstellen, sich der Situation ganz und gar anpassen oder, wenn das alles nicht funktioniert sich dem nahen Ende ergeben…
Diese Reaktionen werden in der Traumatheorie Kampf, Flucht, Starre oder Unterwerfung genannt und wenn alles nichts hilft erfolgt die Dissoziation bei der man quasi abschaltet. Soweit, so gut. Leider ist es so, dass manche Menschen ihr halbes Leben in solchen Zuständen verbringen. Zum einen, weil sie nie gelernt haben, dass es überhaupt andere gibt, zum zweiten, weil sie nie gelernt haben sich selbst in (innere) Sicherheit zu bringen und zum dritten, weil sie in einem Umfeld aufgewachsen sind welches ihnen vermittelt, dass die Welt „nunmal kein Ponyhof“ ist.
Was, wenn man, wenn Du, Sie, ich, wir, wenn es auch ganz anders sein könnte(n)?
Was, wenn Veränderung möglich wäre?
Nein, nicht wie im Märchen in dem ein Prinz, eine gute Fee oder ein Opfer in einer Art Katharsis alles auflöst, nicht so, aber doch sehr ähnlich.
Peter Levine hat heraus gefunden, wie man den inneren Alarm beenden kann, Steven Porges hat heraus gefunden, wie man sich in (innere) Sicherheit bringt…
Es gibt Wege und manchmal ist genau diese Erkenntnis schwer zu ertragen. All das Leid, all die Angst, all die Kämpfe, sollten sie quasi umsonst gewesen sein? Sollte man sich viele Jahre seines Lebens auf dem oder einem Holzweg befunden haben?
Was sagte das über einen selbst? Was über die, denen man vertraute und denen man loyal verbunden ist?
Nun, dazu fallen mir zwei mögliche Reaktionen ein: Entweder ich beschließe, dass ich diesen Schmerz nicht ertragen will, definiere jegliche Veränderungsmöglichkeit als Mumpitz und verlache, ja behindere alle, die sich auf den Weg dorthin machen
– oder ich stelle mich dem Schmerz, betrauere die vergeblichen Mühen, betrachte, dass ich mit meinem bisherigen Überleben immerhin eine gewisse Stärke gezeigt habe, bewahre die Erfahrungen als Schatz und Grundlage für Liebe und Mitgefühl mit mir, mit anderen und riskiere den Schritt ins Unbekannte.
Dami Charf hat einmal gesagt, dass sie früher glaubte, wenn sie sich nicht auf die Freude einließe würde sie auch den Schmerz nicht so sehr spüren. Später, hätte sie aber erkannt, dass man dem Leid nicht ausweichen könnte und es daher ebensogut mit dem Schönen versuchen könnte. Ich kann ihr sehr gut folgen, in Beidem.
Wer etwas will findet Wege, wer etwas nicht will findet Gründe…
Gegenwärtig sein, im JETZT sein, wahrhaftig anwesend zu SEIN bedeutet in Kontakt zu sein, mit sich, mit anderen, mit den Dingen, der Welt – nicht im Alarmzustand zu sein der einen auch alle neutrale Reize als bedrohlich erscheinen lässt. Es bedeutet auch aufmerksam zu beobachten anstatt automatisch zu bewerten und ja, das kann fast langweilig sein, wenn man so absichtslos durch die Landschaft streift. Deswegen werden lebendige Menschen verspielt, sie werden kreativ, sie beginnen ihre Zeit mit „unnützen“ Freuden, mit Kunst, Begegnungen, mit neugierigem Lernen und wunderbaren Ideen zu füllen… und, an alle Zweifler, ja, das ist gut so!
Und wenn dieser innere Alarm, wenn der Krieg vorbei ist, dann, erst dann gibt es wieder eine Zukunft, eine Vergangenheit und einen wirklichen ewigen Augenblick des Seins. Das liest sich wie ein Kalenderspruch: Aller Augenblick ist Ewigkeit…
Jeder Kalenderspruch ist und bleibt leer solange er nicht mit (er)leben gefüllt wird…
Your Choice, take it, take care…