Wir leben in einer Zeit, in der die Medien unser Weltbild mehr beeinflussen als unsere direkte Erfahrung. Menschen wachsen mit Ideen und Weltbildern auf, die tief romantisch und religiös verklärt sind – und das trotz vermeintlicher Aufklärung.
Direkt bemerken wir es manchmal, wenn wir feststellen, dass „Instalife“ nicht „real“ ist, dass das Bild im Restaurant ganz anders aussieht als das Essen auf dem Teller, dass die neue XY-Diät bei „mir“ irgendwie nicht funktioniert oder dass mein Parter, meine Partnerin, meine Familie und Freunde anscheinend irgendwie nicht so toll sind wie die anderer …
Es gibt Menschen die glauben, dass etwas, was im „Fernsehen“, vielleicht in den Nachrichten „berichtet“ wurde „wahr“ ist… ich benötige viiiele Anführungszeichen in diesem Text… In der Zeit der Romantik, so um 1850, als die Märchen von den Gebrüdern Grimm zusammengestellt wurden, als die Geschichten von Frankenstein und Drakula entstanden, als man vom Nachtmar sprach und Goethe seinen Werther mit gebrochenem Herzen in den Freitod schickte. In dieser Zeit wussten die Menschen noch besser, dass das Drama auf die Bühne gehört – zumindest vermute ich dies.
Ich wünschte, wir würden mehr durchatmen und einander in fehlertoleranter Herzlichkeit begegnen, uns selbst nicht zu ernst nehmen und vor allem sollten wir unserem Bauchgefühl nicht uneingeschränkt trauen!
Es gibt einen Unterschied zwischen Intuition und einem Bauchgefühl… die Intuition ist unabhängiger und beständiger. Sie speist sich wohl eher aus dem Herzen, während der Bauch auch gern mal spontanen Gruselphantasien und Ängsten folgt. Das Herz ist weniger ängstlich.
Stefanie Stahl benutzt den Begriff „plötzlicher Gefühlstod“ für Menschen, die in Beziehungen plötzlich beginnen sich an allen möglichen Kleinigkeiten zu stören. Eben noch waren sie überschwänglich verliebt und überzeugt, das perfekte Gegenüber gefunden zu haben und nun, diese Geste, diese unerträgliche Angewohnheit, diese Vorliebe oder jener Gesichtsausdruck… Es entstehen Aversionen, die alle Faszination töten wie ein Haar in der Suppe oder eine Schabe auf dem Eisbecher. Wenn wir diesen Gefühlen trauen, sind wir übel gefickt, ja, diesen Ausdruck möchte ich so lassen ;-).
Wir schreiben es dem Herzen zu, aber in Wirklichkeit ist es nur ein Ausdruck eines Bedürfnisses nach Autonomie und Sicherheit. Das Nervensystem hat bei vielen Menschen gespeichert, dass man etwas Gutem besser nicht traut, es sucht den Haken und den findet es dann auch, immer. Diese Fehlprägung kann uns gründlich das Leben vermiesen, wenn wir diesen aufflammenden, diesen entzündlichen Emotionen trauen.
Hollywood liefert uns reichlich Klischees darüber wie Menschen und Beziehungen, wie Leben sein sollte. Nur leider entsprechen diese Ideen den geschönten Bildern in Prospekten, ähnlich wie die oben erwähnten Bilder aus der Speisekarte selten so aussehen, wie das Essen, was wir dann auf dem Teller haben.
Atmen, lachen, für sich sorgen, weitergehen und warten bis der Anfall vorbeigeht – das wäre so mein Tipp. Kein Mensch ist perfekt und gleichzeitig ist jeder Mensch vollständig…
Solange wir den Wert von Herzlichkeit und Verbundenheit nicht empfinden, bleiben solche Worte leider nur Kalendersprüche…
Intuition liegt eine Ebene tiefer, sie entspringt aus Verbundenheit…
Was hast du erlebt? Beobachte und lernen, es lohnte sich…
your choice, take it, take care!