Eric Berne hat in seinem Buch „Spiele der Erwachsenen“ eine Reihe von Kommunikationsmustern beschrieben, die er als häufig vorkommend beobachtet hat.
Er nennt diese Muster „Kommunikationsspiele“, weil sie immer wiederkehrenden Regeln folgen. Kennt man diese Regeln, dann kann man das Spiel spielen. Vielleicht kennen Sie das Spiel „Wetter“? Jemand gibt einen Gesprächsimpuls, indem er oder sie eine Bemerkung über das Wetter macht: „Heute soll es ja regnen…“ darauf folgt dann vom Gegenüber eine gefällige Antwort, z.B. „Ja, das wäre auch nötig. Ich musste die letzten Tage jeden Morgen im Garten gießen“ oder vielleicht auch „Der Sommer ist ja schön, aber ab und zu brauchen die Pflanzen ja auch Wasser. Am besten wäre es, wenn es nachts regnet und wir tagsüber das schöne Wetter genießen können“. Weniger günstig wären kurzsilbige oder kritische Antworten wie: „ja“ oder „Der Wetterbericht erzählt immer viel. Neulich hatten sie Sonne angesagt und es hat geregnet. Die haben doch keine Ahnung…“
Wenn jemand das Spiel kennt und gut beherrscht, dann ist es als würden wir miteinander tanzen. Ein Impuls folgt dem anderen, man kommt in einen leichten Rhythmus und tritt sich nicht gegenseitig auf die Füße. Solche leichten Gespräche nennt man „Smalltalk“.
Smalltalk, das kleine Gespräch, erscheint meist oberflächlich und wird gern als weniger wichtig abgewertet. Das Wetter ist offensichtlich, warum redet man einen derartigen „Dummfug“ über das Wetter? Weil es nicht um das Wetter geht! Es geht darum, guten Kontakt zu schaffen, einander kennenzulernen, unangehmes Schweigen in kurzzeitigen Zwangsgemeinschaften zu überbrücken und Informationen auszutauschen uvm.
Alle diese „Kommunikationsspiele“ ergeben dann Sinn, wenn wir sie als Mittel zum Zweck der Verbundenheit betrachten. Menschen kommunizieren mit Worten immer aus einem Grund und mit einer Intention. Diese kann sehr bewusst, vage geahnt oder auch rein impulsiv geschehen.
Intentionen sind zum einen explorativ – das Abtasten der Situation, der eigenen Position, das Erforschen der Chancen und Grenzen in diesem Kontext. Wer oder wie sind die anderen? Wie stehe ich dazu? Ist die Situation sicher? Ist das Gegenüber Freund, Feind oder irgendetwas dazwischen? Wie komme ich bei den anderen an? etc…
Zum anderen geht es auch darum, dass eigene Bedürfnisse befriedigt werden. Wir möchten positive Aufmerksamkeit und Sicherheit gewinnen, wir wollen gesehen, akzeptiert und am liebsten gemocht werden. Je nachdem, wie unsere Grundidee von der Welt und den Menschen ist, kann dies gut gelingen oder wie ein immerwährendes Staksen im Nebel über ein Tretminenfeld sein… Erinnern Sie sich an Ihre erste Tanzstunde? 😉
Es kann sehr erhellend sein, sich seiner eigenen Bedürfnisse und Motive in solchen anfänglichen Kommunikationsmomenten bewusst zu sein.
Wie heißt es so schön? „Your never get a second chance for a first impression„…
Tanzen, einen Aufsatz schreiben, ein Instrument spielen – das muss man lernen, dafür gibt es Schulen, Kurse, Unterricht und Lehrende… und für Kommunikation?
Kommunikation ist eine grundlegende Kulturtechnik, die es nicht in den Lehrpan der Schulen geschafft hat. Dennoch steht und fällt alles mit ihr!
Vor Lesen, Schreiben und Rechnen käme Fühlen, Denken, Bewegen und Kommunizieren, das aber setzen wir oft als irgendwie gegeben voraus. Wir nennen das dann „Charakter“ und zucken mit den Schultern, wenn jemand sich unglücklich anstellt.
Wie schade! Man könnte sich und anderen viel Leid ersparen, wenn sich mehr Menschen für die Idee des flexiblen Selbstkonzepts entscheiden könnten. Also dafür, dass der Mensch nicht irgendwie „ist“ und auf die Welt trifft, sondern das der Mensch in und mit jeder Begegnung anders ist und /oder wird bzw. es sein könnte. Dies in Erwägung zu ziehen, wäre zumindest ein erster Schritt…
Veränderungen sind möglich – täglich, stündlich, augenblicklich, JETZT! Möglich bedeutet weder notwendig noch hinreichend, möglich bedeutet nur, dass Sie etwas damit zu tun haben könnten, wenn Sie wollten bzw. wenn Sie wollen könnten…
your choice, take it, take care!