Sucht ist eine Erwartungserinnerung, die dem Ende der Täuschung entgegensteht….

Man sagt, dass Sucht immer auch mit Sehnsucht und mit Suche korreliert. Wir sehnen uns nach etwas, wir suchen danach und manchmal ist die Bedürftigkeit so stark, dass das Loch in der Seele zum schwarzen Loch wird. Schwarze Löcher haben eine sehr starke Anziehungskraft. Durch Projektion und Überstrahlung erzeugen wir schwarze Löcher in unserer Seele. Dies passiert dann, wenn die Not, die Bedürftigkeit so bedeutend wird, dass ihre Erfüllung zur Überlebensfrage wird.

Wenn ein Kind erlebt, dass seine Bedürfnisse nicht wahrgenommen oder gar abgelehnt werden, wenn es erfährt, dass es wählen muss zwischen Bedürfnisbefriedigung oder Zugehörigkeit, also zwischen Autonomie oder Sicherheit, dann bildet es die Veranlagung zum Suchtcharakter. Dies ist in unserer Gesellschaft so häufig, dass es uns normal erscheint. Wir kokettieren sogar damit nach etwas „süchtig“ zu sein und daher nicht „anders zu können“.

Anne Wilson Shaef hat sich in ihrem Buch „Im Zeitalter der Sucht“ näher mit dieser gesellschaftlichen „Normalität“ beschäftigt. Sie beleuchtet in ihren Büchern alltägliche Pänomene im Hinblick auf Sucht, Abhängigkeit und Co-Abhängigkeit. Es ist unter anderem deren Lektüre, die mich zu meinem hier beschriebenen Meinungsbild geleitet hat.

Sucht ist eine Erwartungserinnerung. Wir erinnern uns an die Erwartung (von Erleichterung), nicht an die Enttäuschung. Die Entäuschung nämlich, dass diese Erwartung in der Regel unerfüllt bleibt. So versuchen wir immer „mehr desselben“. Wir drücken immer engagierter, um eine Tür zu öffnen, auf der eigentlich „ziehen“ steht. Die Verzweiflung und die Not wachsen, der Abstand und die Ressourcen schwinden, wir sitzen fest. Zu schwach um uns zu befreien, weil wir unsere Kraft an die kathartische Idee der endlichen Bedürfnisbefriedigung verschwendet haben. Das kann tödlich enden!

Wir hängen an der Nadel, die uns mit Gift versorgt und eben dieses Gift schwächt uns immer weiter, sodass wir am Ende quasi verhungern. Es ist, als würden wir eine leere Schachtel immer wieder öffnen, um etwas Nahrhaftes zu erhalten.

Menschen haben im Wesentlichen zwei Grundbedürfnisse: Bindung und Autonomie bzw. Sicherheit und Freiheit. Dürfen diese gleichberechtigt bestehen, kann Zufriedenheit, Lebendigkeit und Glück gelingen. Wenn Autonomie, also Selbstwirksamkeitserleben und Zugehörigkeit in einen Konflikt gebracht werden, einander also vermeintlich auschließen, dann kommt es zu einem gnadenlosen innermenschlichen Totentanz.

Dieses Mem ist in unserer Gesellschaft leider weit verbreitet, eine Art transgenerationaler Erbfluch aus militärischen Zeiten. Man propagiert Härte, Genügsamkeit, Disziplin, Klarheit und Fleiß, man verachtet Transzendenz, Zärtlichkeit, Mitgefühl und Sensibilität, das ist mindestens deutsche Tradition. So glaubte man, Kriege gewinnen oder wenigstens überstehen zu können. Das mag sogar stimmen, aber Frieden oder Zufriedenheit schaffen, dass kann man nur mit unerschrockener Herzlichkeit, durch vertrauensvolle Liebe und den Mut zur Verbundenheit.

So bleiben wir, uns gegenseitig und in unserem tiefen Glauben selbst verstärkend, im Netz einiger fataler Irrtümer gefangen. Dieses Netz zu zerschneiden, benötigt den Mut eines Narren und das treue Herz seines Hundes.

In Anlehnung an Kafkas Text „Auf der Galerie“ möchte ich sagen: Möge jemand das Halt ausrufen, möge jemand diesen Zirkus beenden…

Möge die schweigende, leidende Menge eines Tages erkennen, dass sie in Liebe und Sehnsucht verbunden ist – möge die Stille zu einem dröhnenden Sturm heranwachsen, der einem Taifun gleicht. Einem Wirbelsturm, der sich gleichmütig einen Weg durch die Stadt der Lügengebäude bahnt und alles zum Wiederaufbau vorbereitet, was uns gefangen hält.

In diesem Sinne…

Your choice, take it, take care…

Toleranz braucht Humor, Gelassenheit kommt von gehen lassen…

Der Begriff Toleranz kommt von tolerare – ertragen oder erdulden. Der Begriff attraktiv bedeutet anziehend und, so möchte ich meinen, auch verbindend. Etwas, was ich nicht als anziehend, vielleicht sogar als abstoßend empfinde, wird dann zum Problem, wenn ich es nicht tolerieren kann. Wenn etwas Toleranz benötigt, ist es eben nicht verbindend, sondern tendenziell trennend. Trennung birgt immer die Gefahr des Abschgeschnittenseins, des Verlustes von Zugehörigkeit und kann sich mehr oder weniger bedrohlich anfühlen.

Je mehr Gemeinsamkeiten man mit jemandem oder etwas findet, desto verbundener und damit auch sicherer empfinden wir uns. Die gemeinsame Schwäche für eine alltägliche Nachlässigkeit kann verbindend sein, ebenso gemeinsame Interessen, Vorlieben und Abneigungen. So loten wir unseren Platz im Weltgefüge ständig neu aus.

Wir lernen jemanden oder etwas kennen und prüfen, inwieweit es zu Resonanzen oder Synergien kommt. Wir stellen fest, dass wir nicht allein sind oder eben, dass wir nicht dazugehören. Woran wir dies messen, liegt an uns.

Zwei Seiten aus meinem Artjournal vom letzen Jahr

Es gibt Menschen, die achten auf Gemeinsamkeiten und versuchen diese zu verstärken und es gibt Menschen die tendenziell eher nach dem suchen, was sie von anderen trennt.

Wer nach „Fehlern“ sucht, wird immer mindestens ein Haar in der Suppe finden. Ob wir es dann einfach beiseite legen oder die Suppe für uns ungenießbar wird, darum geht es bei dem Begriff „Toleranz“.

Epiktet wird die Aussage zugeschrieben, dass „nicht die Dinge die Menschen beunruhigen, sondern unsere Sicht der Dinge.“ Es obliegt also uns, wie die Welt ist?

Wir können unseren Fokus bewusst setzen, uns also dafür entscheiden, auf welchen Teil wir achten wollen, ob wir auf Verbindendes oder Trennendes achten möchten. Diese Entscheidung benötigt allerdings das Bewusstsein darüber, dass dies tatsächlich (nur) eine Entscheidung ist und vor allem, dass „jedes Ding zwei Seiten hat“, es also immer Licht und Schatten gibt, es kein allein Verbindendes oder allein Trennendes gibt.

Wie unerträglich ist es, wenn jemand anderes eine andere Meinung, Vorliebe oder Vorgehensweise hat. Wie sehr fühlen wir uns getrennt, wenn jemand Eigenschaften oder Verhalten zeigt, was uns emotional triggert, also ärgert, verletzt oder ekelt?

Je mehr wir in uns selbst ruhen, je mehr wir uns selbst und anderen sicher sind, desto weniger „kratzt“ uns das Anderssein. Ein Trigger ist wie ein Schalter, der in uns eine Art Warnlampe anschaltet. Diese Schaltverbindung ist meist unbewusst gelegt worden und reicht oft bis in die Anfänge unserer Existenz zurück. Je bewusster mir diese Schalter sind und je besser ich lerne, solche Schaltverbindungen zu regulieren, desto toleranter kann ich sein. Ist es also vielleicht doch keine freie Entscheidung, welchen Fokus ich auf die Dinge setze? Ja und nein. Jedem Menschen werden meist unbewusste Bewertungsmaßstäbe quasi in die Wiege gelegt. Wie wir damit umgehen wollen, das können wir entscheiden.

Humor ist dabei wie ein Blitzableiter für einen Trigger. Wir lachen, um die „Alarmenergie“ abzuleiten. Dann lassen wir los. Wir lassen das latente Gefühl von Bedrohung gehen, wir lassen es in die Erde abfließen, ja, man könnte sagen, wir erden uns oder kommen auf den Boden zurück. Ich empfinde es auch manchmal so, als ob man einem Ball, der auf einen zufliegt selbstverständlich aus dem Weg geht. Das gilt natürlich um so mehr für Pfeile, die einen vermeintlich abschießen wollen oder auch für herumstehende Schuhe, die einen dazu einladen sich schmerzende Blasen darin zu erlaufen.

Unter „schwerem Beschuss“ ist es nachvollziehbar schwieriger auszuweichen oder sich zu schützen, als wenn vereinzelt mal ein Anwurf kommt oder ein Hundehaufen herumliegt.
Für ersteres benötigt man möglicherweise eine Art von Schutzkleidung oder Schild.
Alles ist auch Übung. Man benötigt das Bewusstsein, den Willen, das Vertrauen und einiges an Mut, um Veränderungen im Hinblick auf seinen Umgang mit den Triggern zu erlangen.

Ganz sicher hilft es, zusätzlich den Blick auf das Verbindende zu trainieren, denn es gibt uns Kraft, Sicherheit und Trost. Es geht also nicht nur darum, die Schaltkreise des Alarmsystems zu erneuern, sondern auch darum, unser Belohnungzentrum zu bedienen, um quasi die inneren Sicherheitsspeicher zu füllen.

Das Belohnungszentrum springt nämlich immer dann an, wenn etwas positives geschieht, wir eine Gemeinsamkeit feststellen, etwas, was uns irgendwie sagt „du gehörst dazu, du bist gut so, wie du bist, du wirst wahrgenommen etc.“. Das funktioniert leider erschreckend zuverlässig bei Suchtmitteln bzw. macht Dinge zu Suchtmitteln. Deswegen lieben wir Likes und Schokolade…

Humor kappt die Bedrohung und belohnt uns zugleich. Des Weiteren kann man dadurch lernen, die Dinge nun nicht mehr als bedrohlich, sondern als neutral, vielleicht auch als kleine charakterisierende Eigenheiten wahrzunehmen, sie quasi als Erkennungsmerkmal sogar zu lieben.

Dann wird aus dem Ärgerlichen etwas Liebenswertes, was uns an die Verbindung zu etwas oder jemanden erinnert. Und genau dies ist es dann, was uns einzigartig macht. Zu Udo Lindenberg gehören Hut, Sonnenbrille und die charakteristische Aussprache, zu Angela Merkel die hängenden Mundwinkel…

Die Welt ist voll von unperfekten und dennoch vollkommenen „Dingen“, ob wir sie fürchten oder lieben, sie sind, wie sie sind…

Your choice, take it, take care…

Toxisches Verständnis, mir reichts, ich geh schaukeln!

Als Pädagogin und Therapeutin bin ich gehalten, verständnisvoll zu sein. Gunther Schmidt hat einmal angemerkt, dass ein guter Therapeut seine Ausbildung bereits im Kindesalter beginnt. In der Tat bin ich bereits früh mit der Idee aufgewachsen, dass man etwas nicht übel nehmen sollte, was nicht „so gemeint“ ist und dass man Verständnis für das soziale Unvermögen anderer haben sollte. Mir wurde vermittelt, dass dies christlich und gut sei.

Ist jemand ignorant, rücksichtslos, gemein, agressiv oder egozentrisch, dann kann er oder sie ja vielleicht nichts dafür, hatte eine schlechte Kindheit, war gerade überarbeitet oder ist krank, da sollte man doch versöhnlich sein und es dem anderen nicht als böse zurechnen…
Und schließlich kann man ja selbst einmal in die Lage kommen, dass man sich suboptimal verhält und dann wäre es doch gut, wenn man auf Verständnis träfe. So weit, so gut…

Forrest Gump sagte in dem gleichnamigen Film: „Dumm ist der, der Dummes tut“. Und in Anlehnung an diesen Satz möchte ich sagen: „Wer sich wie ein Arschloch benimmt, ist ein Arschloch!“. Wie soll ein Mensch lernen, dass sein Verhalten sich negativ auf ihn oder sie auswirkt, wenn es immerzu toleriert wird und ihm oder ihr keine Grenzen gesetzt werden?

In der Pädagogik, also den Erziehungswissenschaften gibt es den Leitsatz „Positives verstärken, negatives begrenzen“. Leichter gesagt als getan, wenn man sich in einer sozialen Bindung zu einem Menschen befindet. Ist es ein Familienmitglied, Freund oder Freundin oder gar ein Beziehungspartner, dann wird das Thema zum Bindungskonflikt.

Auf der einen Seite möchte man die Bindung nicht verlieren, auf der anderen Seite kann man sie eigentlich nicht aufrecht erhalten, wenn das Gegenüber immerwährend toxisches Verhalten zeigt. Ein teuflischer Tanz um Nähe und Distanz beginnt, ein Spiel, welches man im Grunde genommen nicht gewinnen kann. Für Romane und romantische Geschichten ist so eine Beziehungsgestaltung großartig, spannend, unterhaltsam und dynamisch, für das Leben ist sie schlicht toxisch, zerstörerisch und lebensfeindlich!

Da gibt es die kleinen Jungen, die die kleinen Mädchen ärgern, um deren Aufmerksamkeit zu bekommen. Da gibt es die Kumpels, die sich gegenseitig mit raubeinigen Gesten ihre „Zuneigung“ zeigen, indem sie sich gegenseitig übel mitspielen. Da gibt es zahlreiche sozial inkompetente Menschen, die sich auf ihrer „Beziehungslegasthenie“ ausruhen und Verständnis für ihr Unvermögen einfordern.

Es ist schade, dass viele Menschen nicht gelernt haben, wie man Beziehungen aufbaut und erhält. Es ist traurig, dass viele Menschen unter Bindungsstörungen leiden und es ist tragisch, dass alle Menschen Zugehörigkeit brauchen, aber viele nicht wissen, wie sie diese erreichen können. So manch einer erklärt dann auch die „Trauben als zu sauer“ und behauptet, dass er oder sie gar nicht dazu gehören will… Ein großes Thema, eines über das es sich zu philosophieren lohnte.

Verbundenheit und Emphatie sind angeboren, sie sind dem Menschlichen immanent. Man kann sie verlernen, aber auch wieder erlernen. Soziale Kompetenz ist kein Hexenwerk und Bindungstraumata können so geheilt werden, dass man trotz Behinderung gute und tragfähige Beziehungen (er)leben kann!
Alles was es braucht, ist, den Mut eine Entscheidung zu treffen. Viele Menschen verfahren frei nach dem Motto „Ich könnte, wenn ich wollte, aber wollen-können kann ich nicht“.
Dem möchte ich entgegensetzen: „Nicht, weil es schwer ist, wagen wir es nicht, sondern es ist schwer, weil wir es nicht wagen.“ – und ja, manchmal ist springen besser als fallen und die ersten Schritte in ein erfülltes Leben können eine Nachtmeerfahrt sein, ein Schritt ins Dunkel, ein ängstliches, bisweilen zweifelndes, wütendes, verzagtes, ungeduldiges Lauschen in die dunkle Stille.

Man muss langsam gehen, Schritt für Schritt, man muss Vertrauen wagen, Atemzug für Atemzug und ja, man muss sich dafür entscheiden, jeden Augenblick neu. Es braucht Geduld und Selbstliebe, es braucht die Ermutigung und Liebe anderer, klare Grenzen und bisweilen auch eine klare unnachgiebige Langmut. Es braucht ein geduldiges Beobachten gelingender Prozesse, ein andauerndes Fragen nach der besten Lösung.
Aber ein nachlässiges, grenzenloses Verständnis ist kontraproduktiv für die Lernkurve!

Für den oder die, die es lernen wollen ist es, als würden sie in eine sternenlose Nacht hinaustreten, in einem dunklen Wald stehen, schutzlos. Vielleicht haben Sie schon einmal irgendwo im Dunklen gestanden und festgestellt, dass sich die Sinne nach einer Zeit an die Dunkelheit gewöhnt haben. Plötzlich haben Sie Konturen wahrgenommen, ein leises Erkennen setzte ein und irgendwann konnten Sie „sehen“ – so ähnlich ist es, wenn man lernt.

Lassen Sie kein tumpiges Verhalten durchgehen, nicht bei sich selbst und nicht bei anderen. Verzeihen Sie sich und anderen, ja, aber bleiben Sie konsequent und lösungsorientiert, andernfalls wird das Unkraut unseren Garten überwuchern und die Ernte wird mau ausfallen…

Das ist nicht leicht, denn es bedeutet, dass man die schöne Illusion von Freundschaften und Beziehungen bisweilen in der Realität ertränken muss. Man verliert Liebgewonnenes und fällt möglicherweise lange durch einen nebelerfüllten Schacht, schlägt hart auf und braucht eine Weile, um sich zu erholen. Man wird traurig sein und feststellen, dass man versucht hat, in einer Fatamorgana zu leben…

Dennoch ist es der einzige Weg in die Heimat. Was denken Sie? Wagen Sie den Schritt ins ungewisse Glück oder arrangieren Sie sich mit den Arschengeln?
Das eine, das andere, beides, keines von beidem und noch viel viel mehr ist möglich…

your choice, take it, take care…

Plötzlicher Gefühlstod – Intuition versus Gefühl, wenn dein Herz dich fickt oder Hollywoods Irrtum…

Wir leben in einer Zeit, in der die Medien unser Weltbild mehr beeinflussen als unsere direkte Erfahrung. Menschen wachsen mit Ideen und Weltbildern auf, die tief romantisch und religiös verklärt sind – und das trotz vermeintlicher Aufklärung.

Direkt bemerken wir es manchmal, wenn wir feststellen, dass „Instalife“ nicht „real“ ist, dass das Bild im Restaurant ganz anders aussieht als das Essen auf dem Teller, dass die neue XY-Diät bei „mir“ irgendwie nicht funktioniert oder dass mein Parter, meine Partnerin, meine Familie und Freunde anscheinend irgendwie nicht so toll sind wie die anderer …

Es gibt Menschen die glauben, dass etwas, was im „Fernsehen“, vielleicht in den Nachrichten „berichtet“ wurde „wahr“ ist… ich benötige viiiele Anführungszeichen in diesem Text… In der Zeit der Romantik, so um 1850, als die Märchen von den Gebrüdern Grimm zusammengestellt wurden, als die Geschichten von Frankenstein und Drakula entstanden, als man vom Nachtmar sprach und Goethe seinen Werther mit gebrochenem Herzen in den Freitod schickte. In dieser Zeit wussten die Menschen noch besser, dass das Drama auf die Bühne gehört – zumindest vermute ich dies.

Ich wünschte, wir würden mehr durchatmen und einander in fehlertoleranter Herzlichkeit begegnen, uns selbst nicht zu ernst nehmen und vor allem sollten wir unserem Bauchgefühl nicht uneingeschränkt trauen!

Es gibt einen Unterschied zwischen Intuition und einem Bauchgefühl… die Intuition ist unabhängiger und beständiger. Sie speist sich wohl eher aus dem Herzen, während der Bauch auch gern mal spontanen Gruselphantasien und Ängsten folgt. Das Herz ist weniger ängstlich.

Stefanie Stahl benutzt den Begriff „plötzlicher Gefühlstod“ für Menschen, die in Beziehungen plötzlich beginnen sich an allen möglichen Kleinigkeiten zu stören. Eben noch waren sie überschwänglich verliebt und überzeugt, das perfekte Gegenüber gefunden zu haben und nun, diese Geste, diese unerträgliche Angewohnheit, diese Vorliebe oder jener Gesichtsausdruck… Es entstehen Aversionen, die alle Faszination töten wie ein Haar in der Suppe oder eine Schabe auf dem Eisbecher. Wenn wir diesen Gefühlen trauen, sind wir übel gefickt, ja, diesen Ausdruck möchte ich so lassen ;-).

Wir schreiben es dem Herzen zu, aber in Wirklichkeit ist es nur ein Ausdruck eines Bedürfnisses nach Autonomie und Sicherheit. Das Nervensystem hat bei vielen Menschen gespeichert, dass man etwas Gutem besser nicht traut, es sucht den Haken und den findet es dann auch, immer. Diese Fehlprägung kann uns gründlich das Leben vermiesen, wenn wir diesen aufflammenden, diesen entzündlichen Emotionen trauen.

Hollywood liefert uns reichlich Klischees darüber wie Menschen und Beziehungen, wie Leben sein sollte. Nur leider entsprechen diese Ideen den geschönten Bildern in Prospekten, ähnlich wie die oben erwähnten Bilder aus der Speisekarte selten so aussehen, wie das Essen, was wir dann auf dem Teller haben.

Atmen, lachen, für sich sorgen, weitergehen und warten bis der Anfall vorbeigeht – das wäre so mein Tipp. Kein Mensch ist perfekt und gleichzeitig ist jeder Mensch vollständig…

Solange wir den Wert von Herzlichkeit und Verbundenheit nicht empfinden, bleiben solche Worte leider nur Kalendersprüche…

Intuition liegt eine Ebene tiefer, sie entspringt aus Verbundenheit…

Was hast du erlebt? Beobachte und lernen, es lohnte sich…

your choice, take it, take care!

Das macht Sinn… Triggerwarnung!

Ein Trigger ist eine Art „Schalter“, der ein Netzwerk im Gehirn anschaltet. Ein Satz, ein Bild oder ein Geruch erinnert einen an etwas und es wird eine ganze Reihe an erinnerten Ereignissen ausgelöst. Im positiven Sinn sind solche Erinnerungsnetzwerke Anker. Wir bilden manchmal „Eselsbrücken“, um uns etwas zu merken oder wir nehmen uns Erinnerungsstücke mit aus einem schönen Urlaub. Der Stein, den wir von einem wunderschönen Strandspaziergang mit einem Freund mitgenommen haben, löst ein positives Netzwerk von Erinnerungen aus. Wir fühlen uns vielleicht verbunden, haben warme Gefühle und im Körper breitet sich Freude aus.

Kommt es zum Streit mit dieser Person, dann kann der Stein plötzlich zum Anstoß, zum Trigger werden und einen an Streit, an das Gefühl von Trennung und Schmerz erinnern. Jetzt ist er vielleicht zu einem Trigger geworden.

Nicht immer sind wir uns dieser Trigger bewusst. Manchmal mögen wir bestimmte Dinge, Gerüche, Farben oder Menschen und wissen nicht warum. Manchmal lösen vollkommen harmlose Sätze, Gesten oder Menschen Aversionen, Angst oder Agressionen aus und wir erinnern uns an nichts.

Solche Erinnerungsanker können auch durch Körperwahrnehmungen ausgelöst werden, dann ist es noch versteckter. Herzrasen z.B. kann das Gefühl von Spaß, aber auch von Angst auslösen, je nachdem, ob wir jubelnd in der Achterbahn sitzen oder ob wir mit dem Auto in ein Stauende geschleudert sind, bewertet unser Organismus die Situation vollkommen unterschiedlich.

Heute Morgen habe ich einen Vortrag gehört, er hat mir gefallen, aber mir fiel auf, dass mindestens zweimal im Vortrag der Satz fiel: „Das macht Sinn“ bzw. die Frage „Macht das Sinn?“. Ich bemerkte ein kurzes Ziehen in der Magengegend, ein kleinen unangenehmen Trigger, der mich an eine Begegnung erinnerte. Dies war der Anlass für diesen Beitrag.

Mich hat dieser Satz zuvor nicht triggern können, er war ebenso neutral wie die Frage. „Möchtest du noch einen Kaffee?“ – Jetzt war er zur Erinnerung an jemanden geworden, der bei diesem Satz regelmäßig ungehalten und agressiv wurde. Benutzte ein Mensch diesen Satz, so kam dies quasi einem mentalen Todesurteil gleich. Egal, was eine Person zu sagen hatte, egal wie sie war, dieser Satz löste eine derartige Aversion aus, dass das Kind regelmäßig mit dem Bade ausgeschüttet wurde. Der Mensch hörte nicht mehr zu, entwertete die entsprechende Person und alle, die diese verteidigten gleich mit. Eine konstruktive Kommunikation wurde unmöglich, die Verbindung zur Realität war abgeschnitten. Der Kontakt mit dieser Person glich einem Tretminenfeld, derartige Trigger gab es hunderte, verbale, nonverbale, dingliche und emotionale, kurz es war unmöglich, keine Explosion auszulösen.

Kennen Sie solche Menschen? Sind Sie selbst manchmal so ein Mensch? Ich schon ;-).
In angespannten Gemütszuständen bewerten wir neutrale Reize schnell als bedrohlich, ein Trigger löst ein Netzwerk von Anspannung aus, ein Teufelskreis wird angestoßen. Wir werden empfindlich, neue „Triggernetzwerke“ entstehen, ein scheinbar auswegloser Zustand.

Mit Wahrheit hat dies alles nichts zu tun. Unsere Bewertungen sind lediglich trügerische Erinnerungen, gefährliche Stacheln, an denen wir uns verletzen, fatale mentale Irrtümer.

Nicht umsonst regen uns die Lehrenden der Gelassenheit zur bewertungsfreien Betrachtung an; nicht umsonst ermahnen sie uns, immer wieder absichtslos zu beobachten, um festzustellen, wie es JETZT ist. Andernfalls verpassen wir die Schönheit, die Liebe, das Leben selbst.

Die schlechte Nachricht: Wir kommen um Assoziationsketten nicht herum, jede/r ist von ihnen geprägt. Vor allem emotionale Inhalte werden unmittelbar erinnert. Die gute Nachricht: Man kann lernen, einen Abstand zwischen Reiz und Reaktion zu setzen und mentale Minen können entschärft und für immer in das Museum der gruseligen Erinnerungen verbracht werden.

Das ist einfacher als Du oder Sie denken… Psychoedukation, Traumaintegration und Resilienztraining sind hier sehr nützliche Werkzeuge, um nur ein paar hinweisende Begriffe zu erwähnen.

Nicht, weil wir es nicht wagen, ist es schwer, sondern es ist schwer, weil wir es nicht wagen.

Wenn ihr Auto kaputt ist, werfen Sie sich nicht vor, dass sie es nicht selbst reparieren können. Wenn Sie sich einen Arm brechen, werfen sie sich nicht vor, dass sie es nicht selbst behandeln können. Warum glauben wir, dass wir ungünstige Denk- und Fühlreaktionsmuster selbständig erkennen, entketten und verändern müssten?

Wir identifizieren uns mit unseren assoziativen Mustern, sie bilden die Grundlage für unser Narrativ, unser Selbstkonzept und die Welt, in der wir zu leben glauben. Es mag uns ein Gefühl von Kontrollverlust geben, wenn wir diese anzweifeln müssten, es könnte uns aber auch in demütiges Erstaunen versetzen, dass wir leben und überleben, obwohl wir gar keine Kontrolle über die Wirklichkeit haben. Mich erfüllt es mit Gelassenheit und Liebe… Wie geht es Ihnen?
Kontrolle ist eine Illusion, Verbundenheit ist eine Wohltat, so mein Gedanke. Dies auszuführen, würde an dieser Stelle aber den Umfang sprengen…

Sie entscheiden, in welcher Welt Sie leben wollen… Glauben Sie an Wunder? Ich wundere mich manchmal über den Glauben an Sicherheit durch Kontrolle….

Was denken Sie, weiter…

Your choice, take it, take care!

Die Liebe der Kriegerin…

Je fester man eine Nessel anfasst, desto weniger brennt sie.“

Diesen Spruch habe ich vor vielen Jahren im Büro einer Kollegin hängen sehen. Für mich bedeutete es, dass man eine Herausforderung entschlossen und mit klarem Sinn angehen sollte.

Auch erinnere ich mich an das Gefühl des Brennens auf der Haut, wenn man eine Nessel versehentlich gestreift hat. Als ich ein Kind war, sagte meine Oma immer zu mir, ich solle „Spucke drauf machen“, dann würde es weggehen. Ob es geholfen hat, erinnere ich nicht, wohl aber, dass dieses Nesselbrennen sich anders angefühlt hat als alles andere, was ich kenne.

Eine alte Musiklehrerin, die etwas Haare auf den Zähnen hatte, meinte zu dem Thema, dass das Brennen der Nesseln „gut für das Immunsystem“ sei und wir Kinder uns nicht so anstellen sollten.

In meinem Biologiestudium habe ich gelernt, dass die Nessel weniger „brennt“, wenn sie angewelkt ist. Dann nämlich würden die Köpfchen der Brennhaare schlaff sein und das Nesselgift könnte nicht so leicht in die Haut eindringen.

Je fester man eine Nessel anfasst, desto weniger brennt sie? Vielleicht stimmt das gar nicht, vielleicht ist das Nesselgift gut für das Immunsystem oder allein die Vorstellung, dass es zur Stärkung der Abwehr beiträgt, verändert die Bewertung dieses Schmerzes.

Fakt ist, dass die Nessel einem nicht wirklich schaden kann, sie brennt, mehr nicht. Die Pflanze an sich soll sogar wertvolle Inhaltsstoffe enthalten und so mancher isst sie gern im Käse oder trinkt sie als Tee.

Das Bild hat mir damals gefallen und auch heute verbinde ich noch eine kraftvolle Emotion mit der Vorstellung, eine Nessel fest anzupacken – vielleicht auch um sie zu ernten?

Entschlossenheit braucht eine Entscheidung. Eine Entscheidung braucht eine klare Vorstellung. Eine klare Vorstellung braucht Sicherheit. Sicherheit braucht Vertrauen und Mut. Es braucht Vertrauen und Mut, um auf ein Ziel zu zugehen. Mut braucht Liebe, Liebe zum Leben…

Was denken Sie, was denkst du? Welche Nessel willst du anfassen und wofür?

Es kommt nicht darauf an, wogegen man kämpft, sondern wofür!

Your choice, take it, take care…

Zwischen Sehnsucht und Dasein…

Rilke sagt: „Wenn die Sehnsucht größer ist als die Angst, wird Mut geboren. Ohne Sehnsucht machen wir uns nicht auf den Weg“.

Jutta Heinrich, eine Schriftstellerin aus Hamburg, bei der ich vor einigen Jahren in einer Schreibwerkstatt war, sagte einmal, dass sie eine sei, die ihr ganzes Leben „Sehnsucht mit Dasein“ verwechselt hat.

Sehnsucht ist ein Band, welches uns mit einem anderen Ort, einer anderen Zeit oder einem anderen Zustand verbindet. Sie ist – oft schmerzlich – im Körper spürbar.

Eine Art Unruhe, die an uns zieht und den Fokus lenkt, die bisweilen sehr stark einengen kann. Wie spüren Sie ihre Sehnsucht und worauf richtet sie sich?

Wir sehnen uns nach Lebendigkeit, nach Verbundenheit, nach Sicherheit oder Freiheit, bisweilen nach allem zugleich. Sehnsucht kann zur Sucht werden, zu einem Surrogat für Dasein. Dann verlieren wir den Kontakt zu uns selbst, zu dem Ort, der Zeit oder dem Zustand, in dem wir uns gerade, also JETZT befinden. Dann verlieren wir uns im Sehnen, im Suchen, in Sucht.

Rufen wir uns dieses imaginäre Band in den Sinn und spüren, wo im Körper es uns verbindet, dann können wir den Zug der Sehnsucht spüren und uns von der überflutenden Identifizierung lösen. Dann sind wir nicht mehr nur Sehnsucht, sondern spüren die Kraft der Träume, die Kraft, die uns den Mut gibt, uns auf den Weg zu machen.

Ein kleiner Gedankenimpuls, eine Idee… Was denken Sie?

Your Choice, take it, take care…

Grundformen der Liebe…

oder, Wie man einen Drachen besiegt…

In meiner Studienzeit gab es einen Klassiker der sich „Grundformen der Angst“ nannte, in Anlehnung an diesen Titel möchte ich mich hier den Grundformen der Liebe zuwenden.

Jeder Mensch benötigt einen liebevollen Blick um ins Lebendige zu wachsen. Einen wohlwollenden, versönlichen Blick der sagt: „schön, das du da bist, schön, das es dich gibt“. Im Film „Alice im Wunderland“ von Tim Burton sagt Alice zum Hutmacher: „Danke für dein Du sein“, das drückt es für mich sehr gut aus.

An einer anderen Stelle sagt der Hutmacher zu Alice: „Du bist nicht Du“ und wirft sie wütend aus seinem Haus, weil er sich von Alice verraten fühlt, als sie ihm nicht glaubt, dass er tief in seinem inneren weiß, dass seine Familie noch lebt. Sie glaubt ihm nicht, sie verletzt ihn zutiefst, weil sie ihm nicht glaubt, was er fühlt.

Das einem „geglaubt“ wird, dass man mit seinen ganz eigenen Empfindungen, Gefühlen und Bedürfnissen gesehen und akzeptiert wird, ist ein Grundbedürfnis in Beziehungen. Es gibt uns Sicherheit wenn wir uns verstanden fühlen.

Nicht gesehen, nicht beachtet zu werden, vielleicht in seinem Sein sogar ignoriert oder gar verachtet und bekämpft zu werden verletzt Menschen zutiefst.

Joachim Bauer hat in seinem Buch „Schmerzgrenze“ wissenschaftlich erforscht und belegt, was innerer Schmerz bewirkt, er löst unweigerlich Agressionen bzw. Flucht oder Angriffsverhalten aus.

In der Traumatheorie geht man im Verletzungsfall davon aus, dass es vier mögliche Reaktionsweisen auf Gefahr gibt: Verteidigung durch agressiven Angriff, Flucht, erstarren bzw. dissoziieren, also nicht wahrnehmen und Unterwerfen.

Bei der Verteidigung durch Angriff werden Gefühle von Wut oder Rage, Jähzorn, Hass, Rache oder Verachtung ausagiert. Bei der Flucht kann es neben dem Verlassen der Situation auch Ablenkung, Sucht oder innerer Rückzug sein, Angst und Panik, aber auch Scham und Vermeidung gehören dazu. Das Erstarren ist eine Art Verkrampfung, die sich durch ein schnelles Hin und Her zwischen Flucht und Angriff ergibt, die schließlich in einer Überlastung des gesamten Organismus münden kann. Die dann erfolgende Dissoziation ist eine Schutzreaktion des Nervensystems bei der quasi die „Sicherung heraus fliegt“ oder „das Notfall Schot fällt“. Menschen werden müde, unkonzentiert, haben das Gefühl sich und die Situation von außen zu betrachten, sie nehmen nicht mehr war, was da zu schnell, zu viel und zu plötzlich auf sie zu gekommen ist. Dissoziation ist eine „passive“ Anpassung an die überfordernden Umstände. Die vierte Reaktion der Unterwerfung ist dagegen eher eine aktive, aber dennoch durch Ignoranz geprägte Reaktion. Es findet eine Überanpassung statt bei der man quasi will, was man soll. Man identifiziert sich mit dem Agressor und schlägt mit ihm oder ihr in die gleiche Kerbe. Man versucht in eine Art Übererfüllung zu gehen, passt sich ganz dem Außen an, ist lieb und freundlich, nimmt die eigenen Bedürfnisse nicht mehr wahr und geht so permanent über die eigenen Grenzen bzw. wird grenzenlos. Eine Marionette, die durch unterwerfung zu gefallen sucht, um weiteren Angriffen zu entgehen.

Fehlt der liebevolle Blick und tritt an dessen Stelle das Erleben von Verrat, Gewalt, Ignoranz, Beschämung oder Verachtung dann hat dies fatale Folgen auf ein Leben. Sucht man dann noch Schutz bei einer nahen Bezugsperson und erlebt, dass diese einen ebenso verrät dann gerät das ganze System in höchste Not und eine oder mehrere der oben beschriebenen Reaktionsweisen werden notwendig ausgelöst.

Dies ist der Grund warum Menschen gemein und agressiv sind, dies ist auch der Grund warum manche Menschen auf das Zeigen von Bedürfnissen, Liebe oder Verständnis anderer überfordert sind. Es erinnert sie bzw. ihren Organismus an sehr alte Traumata und der alte Schmerz von „damals“ macht Anstalten in die Wahrnehmung zu drängen. Unruhe entsteht, Unruhe die sich sehr unangenehm anfühlt und quasi vorbewusst auf eine nicht verheilte Wunde hinweist.

Diese Menschen wehren sich gegen einen „alten Demonen“, der in ihnen wohnt und agieren nun selbst wie die, die sie einst, oft unbewusst, schwer verletzt haben. Die Spirale von Lieblosigkeit und Gewalt dreht sich weiter.

Die Tatsache dieses Schmerzes ist so unerträglich, dass selbst die oben genannten Tatsachen gern mit Lächerlichkeit negiert oder gar bekämpft werden. Zumindest so lange, wie man keinen Ausweg für sich und andere gefunden hat.

Es gibt sie, die Auswege, es sind Mitgefühl und Liebe, beide sind aber, schmerzlich vermisst, kaum zu ertragen für einen Menschen der sich in ihrer Ermangellung (er)lebt. Ein Teufelskreis den es behutsam, geduldig und mit Ausdauer zu überwinden gilt, wenn wir Glück, Frieden und Zufriedenheit ersehnen.

Dieser zärtliche Blick der sagt: „Du bist du und es ist toll, dass du da bist, das du du bist, das du lebendig bist“ ist eine wesentliche Grundform der Liebe. Aus ihr können freundschaftliche, führsorgliche und leidenschaftliche Liebe, Intimität, Schutz und Begeisterung erwachsen.

Es lohnt sich also den Mut aufzubringen und den „Demonen“, den „Drachen“ die Stirn zu bieten, ihnen mutig aber auch bedacht und liebevoll entgegen zu treten. Nicht töten sollst du den Drachen, auch nicht auf ihm reiten, nein, tanzen. Mal schnell, mal langsam, mal wild mal zärtlich, immer lebendig und verbunden, das ist Leben, Lieben, Sein. So zähmen Sie Ihren Drachen, alle Drachen, immer mehr. Die wichtigste und lohnenste Aufgabe eines Menschenlebens, so finde ich, was denken Sie?

Heute ist ein guter Tag zum tanzen! Und heute, das ist jetzt und jetzt das ist immer, jeden Augenblick neu, ewig, immer wieder, immer besser, immer mehr. Erst verzagt und vorsichtig, dann mutig und entschlossen und schließlich aus voller lachender Lebendigkeit.

your choice, take care, take it…

Täglich Herzkristall putzen…

Als ich diesen Satz einem Gegenüber sagte reagierte er irritiert und unverständig. In dem Gespräch war es darum gegangen, dass er mir nahelegte gut für mich zu sorgen. Ich bestätigte die Aussage mit dem Satz: „Genau, täglich Herzkristall putzen“…

Der Herzkristall ist eine Metapher. Sie folgt der Vorstellung, dass wir eine Art Wesenskern, eine Mitte, ein Zentrum in uns tragen. Diese Vorstellung einer inneren Mitte gibt es unter anderem im Buddismus. In meiner Vorstellung tragen wir einen Kristall, einen klaren Kern in uns, eine Kraftquelle, eine Art Archimedischen Punkt.

René Descartes soll den Satz „Ich denke also bin ich“ als einen solchen philosophieschen Punkt gesetzt haben. Ich möchte meinen Punkt tiefer setzen und sagen „Ich fühle, ich spüre also bin ich“.

Um in die Leichtigkeit des Lebendigen zu gelangen ist es also wichtig immer guten Kontakt zum innerne Kern zu behalten. Damit er leuchten und uns leiten, damit er Kraft geben und auch für andere sichtbar sein kann muss er „geputzt“, also gepflegt, poliert, gestreichelt, beachtet werden, am besten täglich.

Oft denken wir, dass der Alltag so herausfordernd ist, dass wir keine Zeit haben uns darum zu kümmern. Wenn man seinen Wagen nicht pflegt, dann läuft er schlechter, nimmt eventuell auch schaden, deswegen kümmern wir uns darum regelmäßig Öl nachzufüllen, zu tanken und ihn ab und an die Werkstatt zum Durchchecken zu bringen. Wieviel wichtiger ist es den Motor des Lebendigen, der Liebe selbst zu pflegen…

Gerade dann, wenn der Alltag schwierig ist benötigen wir unsere Kernkraft am meisten, daher ist es am klügsten dafür zu sorgen, dass man stehts an die innere Kraftquelle angeschlossen ist.

your choice, take it, take care…

Du musst es teilen, damit es wahr wird…

Heinricht von Kleist formuliert 1805 einen Brief mit dem Titel „Über die allmähliche Verfestigung der Gedanken beim Reden“ in dem er einen Freund rät:
„Wenn du etwas wissen willst und es durch Meditation nicht finden
kannst, so rate ich dir, mein lieber, sinnreicher Freund, mit dem nächsten Bekannten, der dir aufstößt, darüber zu sprechen.

Es braucht nicht eben ein scharfdenkender Kopf zu sein, auch meine ich es nicht so, als ob du ihn darum befragen solltest: nein! Vielmehr sollst du es ihm selber allererst erzählen.“

Menschen leben in Narrativen, sie erzählen sich und anderen Geschichten über sich und die Welt, diese Geschichten erzeugen, ich möchte sagen, manifestieren unsere Realtität. Im Konstruktivismus nach Maturana und Varela (der Baum der Erkenntnis) wird der Begriff der Strukturkopplung gebraucht, wenn mehrere Menschen ein gemeinsames Narrativ bilden. Die daraus entstehenden Konstrukte und Selbstbilder beeinflussen dann rückbezüglich nicht nur unsere Sicht auf die Welt, sondern auch unsere Wahrnehmung. Es wird also in gewissem Sinne wahr, was wir mit unseren Erzählungen manifestieren.

In der Pädagogik ist bekannt, dass Kinder ein Gegenüber benötigen, damit sie ein episodisches Gedächtnis ihres Selbst bilden können. Es geht also nicht nur darum, dass sie Aufmerksamkeit für ihre Erzählungen erhalten, sondern auch darum, dass sie ein Feedback bekommen, aus dem sie dann ihre Geschichte und ihr Selbstbild konstruieren.

Was erzählen Sie sich über sich selbst? Was erzählen Sie anderen über sich und die Welt? Welche Werte manifestieren Sie? Welchen Focus setzen Sie?

Ich behaupte, dass es eher wahr ist, weil wir es erzählen und daran glauben, als dass wir es erzählen, weil es wahr ist…

Auf einer Karte las ich einmal folgenden Spruch:
Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden Worte.
Achte auf Deine Worte, denn sie werden Handlungen.
Achte auf Deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten.
Achte auf Deine Gewohnheiten, denn sie werden Dein Charakter.
Achte auf Deinen Charakter, denn er wird Dein Schicksal.“
(Charles Reade 1814-1884)

Vielleicht kennen Sie das Bedürfnis, ein Erlebnis oder einen Gedankengang mit anderen zu teilen? In der Regel klären wir nicht nur unsere Gedanken, sondern auch unsere Gefühle in Begegnungen. Neue Erkenntnisse können entstehen, wir verfestigen unser Narrativ, finden Zugehörigkeit und Handlungsmöglichkeiten, wenn es gut läuft.

Auch Sie bestimmen in welcher Welt wir leben, jeden Tag, jeden Augenblick, jetzt!

Your Choice, take it, take care!